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Sie fallen nicht sofort ins Auge: schlichte, regelmäßige Quadrate aus Sandstein über dem Eingang zum Ritualbad im mittelalterlichen Judenhof von Speyer. Doch erzählen diese Steine eine besondere Geschichte.
Die charakteristische Form des Bauschmucks haben sich die Erbauer der Speyerer Mikwe von den Römern abgeschaut. „Norditalienische Steinmetze brachten die Bautechnik an den Rhein. Hochbezahlte Fachleute, die beim Bau des Doms tätig waren und parallel Synagoge und Mikwe mitgestalteten. Eine christlich-jüdische Zusammenarbeit“, erzählt Cornelia Benz, die seit 17 Jahren Stadtführungen leitet: „1106 war die zweite Dom-Umbauphase vollendet, die Synagoge wurde zwei Jahre früher geweiht.“
Die zeitliche Nähe ist kein Zufall. Die größte romanische Kirche der Welt und die steinernen Zeugen für die Blütezeit jüdischer Kultur am Rhein: Sie sind Nachbarn im Zentrum Speyers. Beide stehen sie auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Der Kaiserdom seit 1981 und seit Juli 2021 der Judenhof gemeinsam mit den SchUM-Stätten in Mainz und Worms.
Besichtigung der Mikwe im Judenhof von Speyer, Pfalz
SchUM. Das sind die Anfangsbuchstaben der hebräischen Stadtnamen Schpira (Speyer), Warmaisa (Worms) und Magenza (Mainz). Die Geburtsstätten des europäischen Judentums – von Jerusalem am Rhein. Der Gemeindebund prägte nicht nur Religion, sondern auch Rechtsprechung, Architektur und Kultur der jüdischen Lebenswelten im Mittelalter. „Für viele unserer internationalen Gäste ist SchUM ein lebendiger Begriff. Schapiro, Schapira oder Spira sind gängige, jiddische Familiennamen, sehr verbreitet in den USA und in Osteuropa. So ist Speyer in der Welt präsent“, berichtet Stadtführerin Benz.
Eingangsbereich des Mikwe-Ritualbades im Judenhof Speyer, Pfalz
Und die jüdische Welt in Speyer. Seit mehr als 900 Jahren. Was davon blieb? Die Mauerreste der mittelalterlichen Synagoge mit Frauenschul und die fast unversehrte Mikwe, Mitteleuropas ältestes und größtes noch erhaltenes Ritualbad. Stilprägende Gebäude für Deutschland und Europa.
Am Rhein wirkten die wichtigsten jüdischen Gelehrten ihrer Zeit, darunter die Weisen von Speyer. Ihr geistiges Erbe lebt: „Das Verbot der Polygamie im europäischen Judentum geht ebenso auf die SchUM-Gelehrten zurück wie die Anfänge des Briefgeheimnisses oder die Reform des Scheidungsrechts, das die Position der Frauen stärkte“, weiß Cornelia Benz.
Es war ein Christ, der die Gründung der jüdischen Gemeinde Speyers ermöglichte. Bischof Rüdiger Huzmann lud verfolgte Juden ein, sich in Speyer niederzulassen. Im Jahr 1084 war das: „Als ich das Dorf Speyer zur Stadt machte, glaubte ich das Ansehen dieses unseres Ortes zu vertausendfachen, indem ich auch Juden dort zuziehe“, wird Huzmann zitiert. Er gewährte der jungen Gemeinde Rechte, Privilegien, eine eigene Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Im Gegenzug flossen Steuern: Gold, Silber, Perlen, wertvolle Stoffe, Luxusgüter. Denn viele der Neu-Speyerer waren erfolgreiche Händler mit gut ausgebauten Netzwerken bis in den Nahen Osten. Cornelia Benz resümiert: „Speyer profitierte. Das ‚Kuhdorf‘ des frühen Mittelalters entwickelte sich – auch dank der jüdischen Gemeinde, nicht nur des Doms – zu einer der bedeutendsten Metropolen des damaligen Reiches, das Teile von Europa umfasste.“
Und so ist Speyer heute – mit seiner christlich-jüdischen Geschichte – ein Highlight für Kulturreisende aus aller Welt.
Über die Brücke erreichen Sie die Altstadt von Speyer mit dem UNESCO-Weltkulturerbe, Pfalz
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